Boxenselbstbau - Bändchen

Eilige Vielfalt

9.9.2008 von Redaktion connect und Holger Biermann

Wenn ein Lautsprecher auffällig leichtfüßig und schnell klingt, steckt meist ein Bändchen dahinter. Hier die verschiedenen Sorten im Vergleich.

ca. 1:55 Min
Ratgeber
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Die Bändchen-Technologie ist mehr als acht Jahrzehnte alt. Bereits 1925 meldete der Telefunken/Siemens-Mitarbeiter Erwin Gerlach einen Hochtöner zum Patent an, dessen Membran aus einem 10 x 100 Millimeter großen und nur 10 Mikrometer starken Aluminiumstreifen bestand.


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Kleines Bändchen: geringe Klirrverzerrungen oberhalb von 3 kHz. Diese Bauform kann bis zu 100 dB Schalldruck in 1 Meter Abstand verzerrungsarm erzeugen.
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Auch heute werden die "reinen" Bändchen-Hochtöner fast genauso aufgebaut: Die Membran hängt in einem konstanten Magnetfeld, und jeder Wechselstrom, der sie durchfließt, regt sie zu Schwingungen an. Um den Alustreifen "hubfähig" zu machen und um seine effektive Länge im Luftspalt zu vergrößern, wird er seit jeher im Zickzack gefaltet.

Auf Grund der geringen bewegten Masse spielen Bändchen bis weit über die Hörgrenze hinaus. Da die Membran elektrisch leitfähig ist, wird nicht einmal eine separate Schwingspule benötigt, dafür ein Trafo-ähnlicher Übertrager, der den elektrischen Widerstand des Alu-Streifens auf verträgliche Werte erhöht.

Mehrere Jahrzehnte nach Erfindung des reinen Aluminium-Bändchens entwickelte James M. Winey von Magnepan eine neue, ebenfalls als "Bändchen" bezeichnete Variante: Sein "Magnetostat" arbeitet mit einer flachen, rundum in einen Rahmen gespannten Folienmembran aus hitzefestem Kunststoff. Auf die hauchdünne Folie wird eine leiterbahnähnliche Schwingspule aufgeätzt oder -geklebt, was einen Impedanzübertrager erübrigt.

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Größeres magnetostatisches Bändchen mit stärkerer Bündelung - vor allem in vertikaler Richtung.
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Bändchen sind wegen des höheren Fertigungsaufwands meist teurer als konventionelle Hochtöner. Dafür überzeugen sie meist mit hoher oberer Grenzfrequenz und gutem Wirkungsgrad. Immerhin beträgt ihre bewegliche Masse (um die 0,03 Gramm) nur ein Zehntel einer üblichen Kalotte mit Schwingspule.

Die leichte Membran verhilft Bändchen zu einer subjektiv empfundenen Schnelligkeit. Zur Erinnerung: Bei der Musikwiedergabe wechseln Obertöne ihre Frequenz und Amplitude innerhalb von tausendstel Sekunden. Diesen Wechsel unverzüglich zu vollziehen, schaffen nur fast trägheitslose Systeme.

Neben der geringen Masse kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu: Auf Grund ihrer geometrischen Abmessungen bündeln Bändchen-Membranen den Schall normalerweise recht kräftig in der Vertikalen. Das heißt, sie schicken weniger Schall zur Zimmerdecke und zum Fußboden als etwa Kalotten, haben also weniger Probleme mit klangmindernden Reflexionen.

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Sehr geringer Klirr schon ab 1,5 kHz aufwärts: Mit großen Magnetostaten sind bis zu 110 dB / 1m verzerrungsarm machbar.
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Dennoch birgt die stärkere vertikale Schallbündelung auch einen Nachteil: Wer zum Musikhören gern auf dem Fußboden hockt oder sich vor die Lautsprecher stellt, wird prinzipbedingt einen Brillanzmangel beklagen.

Und wie steht's mit allen anderen akustischen Eigenschaften? Der axiale Frequenzgang, der Impedanzverlauf und sogar die Klirrverzerrungen von guten Bändchen-Hochtönern geben kaum Anlass zur Kritik. Kleine magnetostatische Bändchen sind allerdings meist erst oberhalb von 5 Kilohertz einsetzbar, da sie nur die höchsten Töne sauber übertragen können.

Kleine Aluminium-Bändchen spielen zwar eine Oktave tiefer als kleine Magnetostaten, nur ist auch bei ihnen die Maximal-Lautstärke begrenzt. Für tiefe Übergänge zum Mitteltöner, also zum Beispiel 2,5 kHz, und für kurze Impulse mit weit über 100 Dezibel in 1 Meter Abstand - Discopegel - eignen sich nur große Bändchen mit entsprechender Membranfläche.

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