Ratgeber

Dipole verstehen und aufstellen

16.2.2011 von Malte Ruhnke

Eine HiFi-Box sollte vor allem den Hörbereich beschallen. Für Dipole gilt das nicht, denn sie strahlen auch nennenswert Schall nach hinten ab. Bei der Wahl des passendes Raumes und der Aufstellung gibt es daher einiges zu beachten. AUDIO sagt Ihnen, was.

ca. 2:30 Min
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Martin Logan Ethos
Martin Logan Ethos
© Martin Logan
Schalwellen eines Dipol-Lautsprechers
© AUDIO

1. Wie funktioniert's?

Ein Dipol strahlt Schall nach vorne und hinten ab - aber die Schallwellen sind nicht identisch.

Im Prinzip besteht ein Dipol, in der Studiotechnik auch als Achtercharakteristik bezeichnet, aus zwei nach vorne und hinten abstrahlenden Schallquellen. Im einfachsten Fall handelt es sich um die Vorder- und Rückseite einer Membran in offenem Einbau. Beide senden keine identischen Signale aus, sondern gegeneinander invertierte (im Bild als blau und rot gekennzeichnet).

Da sich invertierte Signale auslöschen, hört man bei einem idealen Dipol wie dem Quad ESL 2905 (AUDIO 4/07) von der Seite so gut wie nichts. Je tiefer die Frequenzen werden, desto stärker spielt der invertierte Schall aber auch nach vorne und führt zur Auslöschung. Dieser "akustische Kurzschluss" muss im Pegel korrigiert werden, verursacht aber trotzdem Hub, weshalb echte Dipole im Bass meist keine hohen Pegel zulassen.

Raum und Abstand
© AUDIO

2. Raum und Abstand

Dipole interagieren anders mit dem Raum als herkömmliche Lautsprecher. Besonders bei den Wandabständen gibt es einiges zu beachten.

Grundsätzlich harmoniert ein Dipol besser mit der Raumakustik als ein Rundstrahler, weil er den Schall prinzipbedingt bündelt und vor allem ortungsschädliche Reflexionen von den Seitenwänden ausblendet - das gilt erst recht für Fullrange-Flächen wie die Martin Logan. Der indirekte Schall wird dagegen von den Reflexionen an der Wand hinter den Boxen dominiert, trifft aber erst ein paar Millisekunden später am Hörplatz ein und stört den für Ortung verantwortlichen Primärschall kaum.

Die Rechnung geht nur auf, wenn die Wand hinter dem linken und dem rechten Lautsprecher akustisch identisch reflektiert - eine Box vor einer leeren Betonwand und eine vor einem Vorhang ist ein No-Go und verdirbt Bühnenabbildung wie Hörspaß garantiert. Im Zweifelsfall lohnt es sich, mit dem Wandabstand zu experimentieren (1-2 Meter passen oft). Im Bass verhalten sich Dipole konträr zu normalen Boxen: Direkt an der Wand wird ihr Tiefton oft dünn und phasig. Teilen sie den Raum dagegen genau in der Mitte, werden die Raumresonanzen maximal angeregt, es dröhnt (Prinzip des Schnellewandlers). Hier gilt es, einen Kompromiss zu finden, der oft in einer Raumteilung 1:2 oder 1:3 liegt, wie in der Skizze gezeigt.

3. Einwinkeln und tunen

Bei welchem Winkel spielt der Dipol optimal? Was kann man sonst noch für besseren Dipol-Klang tun?

Mit welcher Einwinkelung ein Dipol optimal spielt, muss experimentell ermittelt werden. Hier gilt es einerseits, tonale Balance herzustellen. Stärker als bei anderen Boxen wirkt der Winkel jedoch auch auf die Bühnenabbildung, was aber wiederum vom Raum abhängt. Ist der Dipol stark eingewinkelt, kann die diskrete Reflexion in den Ecken die Bühne auseinanderreißen - stimmt die Mittenortung nicht, empfiehlt sich oft eine leichtere Einwinkelung von 10-15 Grad und eine schmalere Basisbreite.

Absorber
© Thomann

Ist die Bühne dagegen zu eng, helfen stärkere Fokussierung auf den Hörer und breitere Basis. Dominiert die Reflexion an der Grundwand das Geschehen zu stark, was sich oft in einem akustischen "Tunneleffekt" mit zu tiefer Staffelung äußert, hilft eine Bedämpfung oder Diffusion der Wände hinter den Boxen mit speziellen Akustik-Elementen (siehe Bild, Vertrieb: Thomann). Eines sollte man aber bedenken: Dipole sind keine "Plug and Play"-Boxen, sondern erfordern eine definierte Raumgestaltung und Flexibilität bei der Aufstellung. Für Einsteiger ist ein Konzept wie die Eternal Arts Dipol (AUDIO 2/11) perfekt, die kein reinrassiger Dipol ist und sich recht einfach in viele Wohnräume integriert.

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